Rückblick: Podiumsdiskussion „Critical Journalism in Turkey“ – Menschenrechte und Pressefreiheit im Fokus

Am 9. April 2025 fand an der Universität zu Köln eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Critical Journalism in Turkey“ statt. Eingeladen hatten die Amnesty International Jugend- und Hochschulgruppe Köln gemeinsam mit dem Menschenrechtsverein TÜDAY, der sich für die Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei, Nordkurdistan und Deutschland einsetzt.

Die Veranstaltung widmete sich der zunehmend besorgniserregenden Lage der Pressefreiheit in der Türkei. Seit dem gescheiterten Putschversuch im Jahr 2016 geht die türkische Regierung verstärkt gegen kritische Stimmen vor. Journalist:innen werden systematisch bedroht, Medienhäuser geschlossen und Online-Inhalte zensiert. Besonders betroffen sind kurdische Medienschaffende, deren Berichterstattung häufig kriminalisiert wird.

Bei dem Event war es das Ziel, auf diese Entwicklungen aufmerksam zu machen, Hintergründe zu beleuchten und Betroffenen eine Plattform zu bieten. Im Zentrum der Diskussion standen zwei Gäste, die das Thema mit persönlicher Erfahrung und fachlicher Expertise greifbar machten:

  • Nedim Türfent, kurdischer Journalist, der aufgrund seiner Berichterstattung über die Repression gegen die kurdische Bevölkerung mehrere Jahre in einem türkischen Gefängnis verbrachte,
  • sowie Çiler Firtina, deutsch-kurdische Aktivistin und Journalistin, die sich seit Jahren für Menschenrechte und Meinungsfreiheit in der Türkei engagiert.

Ein zentrales Element des Abends war die eindrucksvolle Schilderung der Festnahme und Haftbedingungen von Türfent. Es wurde ebenfalls das Video gezeigt, das zu seiner Inhaftierung führte – es dokumentiert, wie türkische Staatspolizisten kurdische Bauarbeitende bedrohen und misshandeln. Türfent berichtete, wie er so zur Zielscheibe staatlicher Verfolgung wurde und eine Reihe von Anschuldigungen ertragen musste, die zu einer Haftstrafe von acht Jahren führten. Während seiner Haft verbrachte er mehrere Monate in Isolation und fürchtete täglich um sein Leben.

Trotz der katastrophalen und menschenverachtenden Konditionen schaffte es Türfent, die Poesie als Form des Widerstandes für sich zu finden. Internationale Solidarität, etwa in Form von Briefen aus dem Ausland, haben ihm ebenfalls Kraft gegeben. Trotz der Verfolgung und Gefahr, die er sich durch seine Arbeit aussetzt, berichtet er auch weiterhin in den Sozialen Medien von Menschenrechtsverletzungen in der Türkei. Türfent betonte: „A journalist is also a human rights defender.“

Firtina erzählte ebenfalls von ihrer langjährigen Erfahrung im Journalismus und Aktivismus. Sie illustrierte umfassend, in welchen unterdrückenden und gewalttätigen Strukturen die kurdische Population in der Türkei unter dem Präsidenten Erdoğan leidet. Trotz all der Frustration und Verluste, die sie selbst als Kurdin erlebte, appellierte sie an die internationale Gesellschaft aktiv zu werden, den Dialog zu suchen und niemals aufzugeben.

Im Austausch mit dem Publikum wurden konkrete Handlungsmöglichkeiten diskutiert – darunter sich gegen Hassrede einzusetzen, sowie respektvoll zwischen gesellschaftlichen Gruppen den Kontakt zu suchen. Der Abend schloss mit einem Appell, den Dialog offen zu halten und marginalisierten Stimmen Gehör zu verschaffen.

Wir danken allen Interessierten für die aktive Teilnahme. Ein besonderer Dank gilt Nedim Türfent und Çiler Firtina für ihre Offenheit, ihren Mut und die wertvollen Einblicke.

 

 

21. April 2025