Event-Rückblick
24.04.2024
„Frau, Leben, Freiheit“, „Jin, Jiyan, Azadî“, lautet die Parole gegen die politische Unterdrückung der Frauen und zur Stärkung der Menschenrechte im Iran, die seit dem Tod der damals 22-jährigen Studentin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam im Herbst 2022 die Welt beschäftigte. Noch immer wird im Iran für ein menschenwürdiges und gleichberechtigtes Leben, gegen Polizeigewalt und soziale Ungleichheit demonstriert, jedoch erhält die Bewegung lange nicht mehr so viel mediale Aufmerksamkeit wie zu Beginn der Proteste.
Die Podiumsdiskussion zum Thema „Frau – Leben – Freiheit: Menschenrechte im Iran“, die KölnAlumni und die Amnesty International Jugend-/Hochschulgruppe gemeinsam organisierten, zeigte jedoch in ganz eindrücklicher Weise, dass dieses Thema Studierende und Alumni aller Fakultäten bewegt: Mehr als 900 Interessierte füllten am Mittwoch, den 24. April 2024 die Aula der Universität zu Köln – jeder Platz war besetzt und man konnte während der gesamten Veranstaltung tatsächlich die buchstäbliche Stecknadel fallen hören.
Prof. Dr. Katajun Amirpur: Professorin für den iranischen Kulturraum und Rektoratsbeauftragte für Rassismuskritik an der Universität zu Köln
Mariam Claren: Aktivistin und eine der Initiatorinnen des politischen Patenschaftsprogramms für politische Gefangene in Iran; Tochter von Frauenrechtlerin Nahid Taghavi, die aufgrund ihres Engagements derzeit im Iran inhaftiert ist
und Isabel Schayani : preisgekrönte Journalistin, Leiterin WDRforyou und Moderatorin Weltspiegel
Prof. Dr. Claus Kreß, Lehrstuhlinhaber für deutsches und internationales Strafrecht und Friedenssicherungsrecht an der Universität zu Köln, zeigte sich als Moderator vom immensen Interesse an der Veranstaltung beeindruckt: „Die Resonanz auf diesen Abend war so erfreulich, wie ich es in inzwischen fast 20 Jahren hier als Professor nur ganz selten erlebt habe.“
Ein bitterer Einstieg in die Diskussion war die Mitteilung von Mariam Claren, dass der iranische Rapper Toomaj Salehi wenige Stunden zuvor zum Tode verurteilt wurde. Für seine systemkritischen Songs ist er während der Proteste 2022 bekannt geworden.
In der anschließenden Diskussion ermöglichten Amirpur, Schayani und Claren drastische Einblicke in den aktuellen Stand der Proteste, die Vielschichtigkeit der Protestbewegung und die Unterdrückung von Minderheiten im Land. Eindrücklich geschildert wurden auch die Willkür von Urteilen, die unmenschliche Verhörmethoden sowie bedrückende Beispiele für den systematischen Entzug von Bildungsrechten bei Minderheiten.
Das Publikum zeigte sich immer wieder beindruckt, wie furchtlos Aktivist:innen trotz der gefährlichen Lage weiterhin motiviert bleiben, für die Menschenrechte zu kämpfen.
Für Mariam Claren steht fest: „Ich protestiere, solange ich protestieren kann.“ Isabel Schayani bedankte sich bei den Anwesenden: „Es bewegt mehr als ihr denkt, dass ihr hier sitzt und euch interessiert“.
Die Diskussion endete mit einem Aufruf, die Bewegung für Menschenrechte weiter zu unterstützen und mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Iran. „Ich glaube fest daran, es noch zu erleben, dass Isabel Schayani, Mariam Claren und ich gemeinsam in den Iran fahren, das dann eine Demokratie ist“, so Katayun Amirpur.
Wir sagen Danke an alle Beteiligten – insbesondere an Professor Kreß für die einfühlsame Moderation und an die beeindruckenden Podiumsgäste, die authentische Einblicke ermöglichten und mit ungebrochenem Optimismus und Engagement gegen bestehende Menschenrechtsverletzungen kämpfen.